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Kirche Voigtsdorf

Die bewegte Geschichte der Voigtsdorfer Kirche

 

Die älteste Kirche in Voigtsdorf, von der wir wissen, war spätgotisch. Sie wurde wegen Baufälligkeit 1667 abgetragen und in den Folgejahren in frühbarocker Manier wieder aufgebaut.

 

Am 1. Juli 1690 wurde nachts in die Kirche eingebrochen. Dabei wurden Geld, Kelche und das ganze Kirchenornat gestohlen. Bis heute gibt es einen Kelch mit der eingravierten Jahreszahl 1691. Dieser wurde vermutlich damals als Ersatz für die entwendeten Kelche angeschafft.

Kirche Voigtsdorf

Im Jahre 1763 musste der Kirchturm ausgebessert werden. Dabei wurde ein neuer Spillenbaum, das heißt ein starker Balken, der den Kirchturmknopf trug, eingesetzt. In den Knopf wurde eine Urkunde gelegt und dazu ein Fünfgroschenstück und ein Sechser. Als 1847 wieder ähnliche Reperaturen anstanden entnahm man die Urkunde aus dem Knopf und legte sie ins Pfarrarchiv, wo sie bis heute erhalten ist.

 

In den Jahren 1780 bis 1782 erneuerte und erweiterte man die Kirche. Nicht nur der Turm, sondern auch die ganze Kirche erwies sich einer Erneuerung bedürftig, teils wegen Baufälligkeit, teils aber auch weilsie zu klein war. Die Kirche hatte damals im Wesentlichen die Gestalt erhalten, die sie bis zum Brand 1863 behalten hat. Sie zeichnete sich durch Einfachheit, Freundlichkeit und Helle aus.

 

Im Dezember 1825 bekam die große Glocke einen Riss, wodurch sie ihren Wohlklang verlor. Ein wenig später erwies sich noch eine weitere Glocke als schadhaft. Die Glocken stammten wahrscheinlich noch aus der Barockkirche von 1667. So wurden bei einem Glockengießer in Dresden zwei neue Glocken bestellt, die am 27. August 1826 geweiht werden konnten.

 

1847 bedurften der Kirchturm und ein Dachreiter der Ausbesserung. Der Knopf und die Fahne wurden abgenommen. Der Spillenbaum war komplett morsch und musste ausgetauscht werden. Am 10. Oktober 1848 wurde der vergoldete Kirchturmknopf mit Fahne wieder aufgesetzt. Zuvor war eine kirchliche Feier gewesen, zu der Pfr. Seyler eine Rede hielt und vorgelesen hat, was in den Turmknopf hineingekommen ist. Zu diesem Anlass verfasste Pfr. Seyler auch folgendes Gebet:

 

Möge Gott mit diesem Turm und Gotteshause stets in zukunft sein wie bisher und es in seinen Schutz und Schirm nehmen. Liebe zu dieser ihn geweihten Stätte bei allen Gemeindegliedern sich stets finden, sie fleißig in ihm erscheinen, aufmerksam sein Wort hören, fest es bewahren, ernstlich es üben und sich hier erbauen zu einem Volke und Eigenthum Gottes, dass da fleißig ist in allen guten Werken. Amen.

 

15 Jahre später wurde die Voigtsdorfer Kirche in der Nacht zum 13. Juni 1863 durch einen Blitzeinschlag entzündet und in Asche gelegt. Am Morgen stand die Kirche als öde Ruine da. Alles war verbrannt. Nichts war übrig, als ein Stück der mittleren Glocke, welches auf dem Friedhof lag, mit dem Bildnis Luthers und darunter die Worte: „Ein feste Burg ist unser Gott“.

 

Der Gottesdienst am darauffolgenden Sonntag wurde im Erbgericht gehalten. Im Substitutenhaus wurden Wände herausgenommen, um einen Gemeindesaal zu errichten, der interimsweise als Gottesdienstort diente.

 

Am 9. April 1864 fasste die Gemeindeversammlung nach reiflicher Überlegung den Beschluss hinter der Nordseite des Friedhofes einen vollständigen Kirchenneubau zu errichten. Bevor der Bau in Angriff genommen worden war, hatte man schon neue Glocken bestellt. Diese wurden vorläufig in der noch erhalten gebliebenen Sakristei der alten Kirche aufgehängt und am 12. Mai 1864 geweiht. Der Kirchenbau schritt schnell voran. Am 20. Mai 1865 wurde das Dach und am 22. Juli darauf der Turm gehoben. Am 5. September setzte man auf dem Thron den Knopf und das Kreuz. In den Knopf wurde wieder eine Urkunde, dazu ein Talerstück und einige kleine Münzen gelegt, dazu die Schrift und die Münzen aus dem alten Turmknopf. Diese hatten den Brand überstanden, da sie in einer feuerfesten Kapsel aufbewahrt waren, die nach dem Brand auf dem Friedhof gefunden worden war.

 

Bis in den Herbst 1865 war der äußere Bau so weit gediehen, dass am 10. Oktober die Glocken auf den Thron gebracht werden konnten. Der innere Ausbau dauerte noch ein Jahr, bis die neue Kirche am 22. Oktober 1866 geweiht werden konnte.

 

Die neue Kirche ist verhältnismäßig hoch und weit angelegt. Sie enthält 472 Sitzplätze, verteilt auf das Schiff und auf je eine Empore zu beiden Seiten. SJe fünf hohe Fenster an der Nord- und der Südseite, bei den Emporen durch Mauerwerk unterbrochen, lassen genügen Licht hereinfallen, wodurch der Raum den Eindruck einer hellen Freundlichkeit macht. Hoch über dem Schiff, dem Orgelchor und den Emporen breitet sich eine Kassettendecke. Der erhöhte, geräumige Altar ist von einem auf Pfeilern ruhenden, himmelblauen Gewölbe bedeckt, dass sich nach beiden Seiten über dem Sakristei-Einbau und über dem Einbau für die Kirchenväter Stände und nach Osten über der Altarnische in kleineren Abmaßen wiederholt. Diese Gewölbe, wie die Rundbogen über den Pfeilern, ebenso die Form der Kirchenfenster lassen den romanischen Stil erkennen, woran auch der Turm mit seinen Fenstern, insbesondere mit seinen Schallfenstern und mit seiner ganzen Struktur erinnert.

 

Die Orgel wurde vom Orgelbauer Johann Gotthilf Bärmig (1815 -1899) gebaut. Sie umfasst zwei Manuale mit 51 Tasten, ein Pedal mit 27 Tasten, drei Nebenzüge und vier Kastengebläse. Das ganze Werk enthielt 1497 tönende Pfeifen, von denen in drei Feldern 31 Pfeifen im Prospekt standen. Die Pfeifen im Prospekt waren zum Teil nur blind, sie sind im Ersten Weltkrieg des Zinns wegen entfernt wurden.

 

Die Kanzel ist vom Holzbildhauer Schäfer in Dresden. Einen schlichten, doch nicht unwürdigen Eindruck macht der Altar. Sein Aufsatz von der anderen Seite ist ziemlich niedrig gehalten, wohl um dahinter das runde Fenster gen Osten nicht zu verdecken, sondern zur vollen Geltung kommen zu lassen. Der Aufsatz trägt als einzigen Schmuck ein schwarzes Kreuz. Merkwürdigerweise steht darunter auf dem Altar noch ein kleineres, ähnliches Kruzifix. Wer vorschnell urteilt, könnte diese Doppelung für unangebracht halten. Das kleinere Kruzifix hat einst dem vorigen Gotteshause gedient und ist aus dem Brande gerettet.Es verknüpft die neue Stätte der Anbetung mit der alten.

 

Außer jenem Kruzifix birgt die neue Kirche noch eine bekanntere Erinnerung. Am nördlichen Pfeiler vor der Altarnische ist ein Stück von einer Glocke eingemauert. Darunter hat man die Worte gesetzt: „Als am 13. Juni 1863 ein Blitzstrahl die Kirche zu Voigtsdorf in Asche legte, blieb beim Schmelzen der Glocken nur dieses Stück unversehrt.“

 

Das Westportal, weist heute starke Verwitterung am Sandstein auf. Die barocke Form, wie auch mögliche Brandspuren, deuten auf eine Entstehungszeit vor dem Neubau der Kirche hin. Vielleicht ist das Eingansportal aus der abgebrannten Kirche gerettet und in den Neubau integriert worden. Den Haupteingang zur Kirche bildet das Südportal.Es hat Ähnlichkeiten mit dem offenkundig barocken Westportal sind in Stil und Form nicht zu übersehen.

 

Die neue Kirche war den Stürmen ausgesetzt und so waren 1885 schon erste Reparaturarbeiten notwendig: mehrere Kirchenfenster waren eingedrückt und Reparaturen am Turmdach notwendig.

 

Nachdem das Geläut 40 Jahre seinen Dienst getan hatte, bekam die kleine Glocke beim Einläuten des Jahres 1908 einen Riss, wodurch sie vollständig ihren Klang verlor. Dieser defekt und der Wunsch nach einem stärkeren Geläut, veranlasste den Kirchenvorstand zur Anschaffung neuer Glocken. Am 21. September 1909 erfolgte die Glockenweihe. Doch die Gemeinde sollte sich nicht allzu lange der neuen Glocken erfreuen...

 

1917 wurden die Glocken infolge des Krieges beschlagnahmt. Alles Wehren dagegen und die Einholung eines Gutachten waren vergeblich. Wenigstens die mittlere Glocke blieb als Läuteglocke erhalten.

 

Am 11. Februar 1924 wurde einstimmig beschlossen, ein neues Geläut in Tonart und Gewicht des früheren zu beauftragen. Schon am 11. April des selben Jahres konnten die Glocken geweiht werden. Doch auch diese Glocken blieben nicht allzu lange...

 

1942 wurden die Glocken erneut beschlagnahmt. Bei der Beschlagnahmung wurden große Schäden am Turmdach festgestellt. Neue Balken mussten eingezogen werden. Ebenfalls wurde die Orgel überholt, neu befilzt und ein neuer Blasebalg eingebaut.

 

Im September 1947 kamen drei neue Stahlglocken. Sie mussten unter größten Schwierigkeiten und mit einfachsten Mitteln gehoben werden, so dass die mittlere Glocke beim Aufzug aus mittlerer Höhe herunterfiel. Glücklicherweise kam dabei niemand zu Schaden, auch die Glocke selbst nicht. Der Holzglockenstuhl musste durch einen aus Stahl ersetzt werden. Am 4. Advent 1947 konnten die Glocken geweiht werden.

 

Vor dem 100jährigen Kirchjubiläum 1966 wurde die Kirchen´umfangreich saniert und renoviert. Die Kirch wurde außen abgeputzt und gemalert. Auch der Innenraum wurde neu gemalert. Das Turmdach und die Dachrinnen wurden gesäubert und repariert.

 

Im Juni 1995 wurde mit der Erneuerung des Kirchturmes begonnen. Knopf und Kreuz wurden restauriert. Zu den darin bereits enthaltenen Münzen und Berichten wurden weitere Münzen aus der zeit der DDR und der Bundesrepublik und ein Baubericht beigelegt. Die Bauarbeiten konnten im Jahr 2000 abgeschlossen werden.

Im Jahr 2007 wird das Innere der Kirche bis auf das Gestühl komplett saniert.

 

2013 muss das Geläut stillgelegt werden, weil die statische Sicherheit des Glockenstuhls nicht mehr gewährleistet ist. Die Instandsetzung des Glockenstuhls dauert bis 2015.

 

Im Jahr 2021 wurde das Kirchengestühl saniert und seit Sommer 2023 wird unsere Orgel restauriert. Sie soll zu Erntedank 2024 wieder in Gebrauch genommen werden.

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